Erfahrungsberichte vom Brigitte Sauzay-Programm

Sophie

Die Redewendung, dass die Zeit schneller vergeht, wenn man sich amüsiert, kann ich nach meiner Zeit in Frankreich, nur bestätigen. Denn die 3 Monate des Schüleraustauschs sind viel schneller vergangen, als vorher erwartet. Und von genau diesem möchte ich nun berichten.

Ich habe von dem Brigitte-Sauzay-Programm über meine Schule erfahren, in der mein Französischlehrer uns dieses Programm präsentiert und gefragt hat, wer Interesse hätte, daran teilzunehmen. Ich war eigentlich sofort daran interessiert, da ich schon immer einmal nach Frankreich wollte und auch die französische Sprache sehr schön finde. Ich fand es interessant und auch aufregend für 3 Monate in einem anderen Land zu leben und neue Menschen bzw. deren Kultur kennenzulernen.

Die Zeit, in der meine Austauschpartnerin bei mir war, war unglaublich. Wir haben uns sehr gut verstanden und sie ist wie eine Schwester für mich geworden. Bei meiner Ankunft in Frankreich habe ich mich sehr gefreut, meine Austauschpartnerin endlich wieder zu sehen und nun auch meine Gastfamilie richtig kennenzulernen. Da sie direkt in Poitiers wohnen, mussten wir glücklicherweise nur ca. 10 Minuten bis zu ihnen fahren. Das war nach der wirklich langen Busfahrt sehr praktisch. Meine Gastfamilie hat mich herzlich bei sich aufgenommen, so dass ich mich sehr schnell wie zu Hause gefühlt habe. Meine Gasteltern waren sehr freundlich zu mir und haben mich in dieser Zeit wie ihr eigenes Kind behandelt. Auch mit den Geschwistern meiner Austauschpartnerin habe ich mich sehr gut verstanden. Sie hat 2 Brüder und 2 Schwestern, davon 2 im Kleinkindalter.

Anfangs war es noch schwer, mit der Sprache, einer anderen Umgebung und einem anderen Alltag umzugehen. Doch ich habe mich dort recht schnell eingelebt und daran gewöhnt. Der erste richtige Tag in Frankreich war direkt ein Schultag. Die Schule, die ich dort besucht habe, war streng katholisch und im Vergleich zu der Schule, auf die ich hier gehe, sehr klein. Die Lehrer haben mich an meinem ersten Schultag weder begrüßt, noch wahrgenommen oder sich vorgestellt. Das fand ich schade. Ich habe mich einfach mit in die Klasse gesetzt und versucht, dem Unterricht zu folgen, was anfangs nicht wirklich funktionierte. Der Unterricht war vor allem frontal: Die Lehrer reden und die Schüler schreiben mit. Aus diesem Grund habe ich in den meisten Fächern dann doch zu einem Buch gegriffen oder die Aufgaben erledigt, die ich von meinen Lehrern hier aufbekommen habe. Doch als ich mit der Zeit dann sprachlich mehr verstanden habe, konnte ich in einigen Fächern wie zum Beispiel Mathe, Geschichte, Geographie oder Physik-Chemie mitschreiben und mich teilweise sogar am Unterricht beteiligen. Ich habe sogar versucht, für Tests zu lernen, um teilnehmen zu können. In manchen habe ich tatsächlich auch ganz gut abgeschnitten, worauf ich sehr stolz war.

Der Schulalltag wurde also von Woche zu Woche angenehmer. Wir hatten zwar deutlich später Schluss als ich es von Zuhause gewohnt war, dafür konnten wir aber auch etwas später aufstehen und hatten längere Pausen (1-2 Stunden Mittagspause). Nichtsdestotrotz saßen wir fast den ganzen Tag in der Schule. An zwei Tagen der Woche fing der Unterricht erst um 9 Uhr an. Das war gut, weil man so länger schlafen konnte, Schluss hatten wir allerdings erst um 18 Uhr. Der kürzeste Tag (dadurch auch mein Lieblingstag) war für mich der Mittwoch, an dem ich schon um 11:50 Uhr Schluss hatte und nach Hause gehen konnte. Die französischen Schüler hatten an diesem Tag einen Test der 2 - 4 Stunden ging und den ich nicht mitschreiben musste. Der regulär kürzeste Tag ging bis 14:50 Uhr, was bei mir Zuhause der längste Tag wäre…

Mit den Freunden meiner Austauschpartnerin habe ich mich sehr gut verstanden und in unserer Freizeit haben wir oft etwas unternommen. Wir sind zum Beispiel ins Kino, auf Partys, Schlittschuhlaufen oder einfach in Cafés gegangen. In den Herbstferien und an zwei Wochenenden sind wir in das Ferienhaus der Familie gefahren, welches sich auf dem Land befindet. Dort haben wir dann Fahrradtouren gemacht, sind spazieren gegangen oder mit dem Kanu gefahren. Abends saßen wir zusammen am Kamin, haben Spiele gespielt oder mit der Schwester Filme geguckt. Generell haben wir oft Ausflüge gemacht. Zum Beispiel in andere kleine Orte, zu Sehenswürdigkeiten, Zoos oder Freizeitparks wie das „Futuroscope“. An einem verlängerten Wochenende sind wir sogar nach Paris gefahren. Es war mein erstes Mal in Paris, und es war großartig. Wir haben bei Freunden der Familie übernachtet, die in einem Randbezirk von Paris wohnen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, um so viel wie möglich von der Stadt zu sehen. Morgens sind wir früh aufgestanden, um dann mit der Metro ins Stadtinnere zu fahren. Dort haben wir uns viele Sehenswürdigkeiten angesehen, sind oft spazieren gegangen, waren in Museen, Cafés oder kleinen Geschäften. Der Ausflug nach Paris war eines meiner liebsten Wochenenden. Doch es gab auch ruhige Wochenenden, an denen wir nur zuhause geblieben sind und Hausaufgaben gemacht haben oder zum Training in die Schwimmhalle gefahren sind. Das war auch mal gut, um sich von der langen Woche erholen zu können. 

Als sich die Zeit in Frankreich dem Ende zugeneigt hat, haben wir versucht, noch so viel wie möglich gemeinsam zu unternehmen. Es war erstaunlich, wie schnell 3 Monate vergehen können. Doch das haben wir auch schon festgestellt, als meine Austauschpartnerin bei mir war. Am letzten Abend haben wir uns mit Freunden getroffen, haben gemeinsam gekocht, das Halbfinale der Weltmeisterschaft geguckt und Spaß gehabt. Es war ein schöner letzter Tag. Der Abschied an sich viel nicht so schwer wie erwartet, da wir bereits ein Treffen in nicht allzu weiter Ferne vereinbart haben, auf das wir uns freuen können.

Diese Zeit in Frankreich hat auf jeden Fall etwas mit mir gemacht. Und ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit erhalten und genutzt zu haben. Denn nicht nur meine Sprache hat sich entwickelt. Ich habe auch das Gefühl, dass ich durch diesen Austausch, einige persönliche Fortschritte gemacht habe. Denn man wächst daran, 3 Monate, getrennt von seiner Familie und gewohnten Umgebung in einem anderen Land zu leben. Aber am meisten hat es sich wohl auf meine Sprache ausgewirkt. Am Anfang hatte ich noch Schwierigkeiten, selbst zu sprechen oder nur zu verstehen, was jemand sagt. Ich habe teilweise bei jedem zweiten Wort nach der Bedeutung gefragt. Doch ich denke, genau dadurch ist es besser geworden: die Fehler, die man macht, korrigieren zu lassen und nachzuvollziehen, Wörter, die man nicht versteht, übersetzen oder erklären zu lassen, denn nur dadurch lernt man es. Natürlich hat auch dazu beigetragen, den ganzen Tag dieser Sprache ausgesetzt zu sein. Das war teilweise wirklich anstrengend, den ganzen Tag aktiv zuhören zu müssen, um etwas zu verstehen. Doch es zahlt sich aus…

 


Laura

Ich bin sehr sprachbegeistert und liebe es, andere Länder zu bereisen. Da ich die französische Sprache sehr mag und vorher erst einmal mit meiner Familie in Frankreich gewesen bin, habe ich mich für diesen Austausch entschieden.

In meiner Zeit in Frankreich wollte ich vor allem meine Sprachkenntnisse verbessern, das Land kennenlernen und selbstständiger werden. Allerdings war ich auch sehr interessiert die französische Kultur kennen zu lernen.

Am 01.04.2019 kam Chloé für 3 Monate zu uns. Am Anfang tat sie sich schwer und redete nicht ganz so viel. Mit der Zeit wurde dies aber viel viel besser. Wir machten viele Ausflüge und verbrachten auch ein paar Tage in Berlin und Hamburg, wo wir uns das Brandenburger Tor und den Hamburger Hafen ansahen. Zum Ende hin, schien es als wäre Chloé meine Schwester und so fiel es mir und meiner Familie schwer sie zurück nach Frankreich gehen zu lassen.

Im Herbst war es nun an mir nach Frankreich zu gehen. Der Beginn meines Auslandsaufenthalts fing für mich damit an, mich von meiner Familie und Freunden zu verabschieden, was selbstverständlich nie einfach ist. Doch als ich bei meiner Familie angekommen war, wusste ich, dass all diese Sorgen umsonst waren. Ab diesem Zeitpunkt war alles nur noch neu und faszinierend für mich. Ich fühlte mich, als hätte ich mich damit für ein neues Leben entschieden, dafür eine neue Welt kennen zu lernen. Mein Alltagsrhythmus änderte sich komplett und anfangs bereitete mir das Probleme. Damals noch fremde Menschen wurden zu meiner Familie und zu meinen Freunden. Ich verbrachte auch viel Zeit mit der kleinen Schwester meiner Austauschpartnerin (Emma).

Ich besuchte dieselbe Klasse wie Chloé. Sie geht in die 9. Klasse und so hatte ich einen Vorteil, da ich die 10. Klasse besuche. Im Unterricht war es, besonders zu Beginn trotzdem relativ schwierig für mich mitzuarbeiten, da mir das Fachvokabular fehlte und ich teilweise den Unterrichtsstoff langweilig fand. Jedoch schaffte ich es nach einiger Zeit mich zu integrieren und dem Unterricht zu folgen. Im Sprachunterricht konnte ich mich allerdings gut einbringen. Besonders im Deutschunterricht durfte ich der Lehrerin assistieren und konnte meinen Mitschülern helfen. Auch der Englischunterricht fiel mir relativ leicht, da unsere Schule in Deutschland weit  mit dem Stoff voraus war.

Es half mir sehr Filme oder Serien in Französisch zu sehen mit französischen und deutschen Untertiteln. Aber auch im Deutschunterricht lernte ich neue wichtige Wörter kennen. Aber vor allem verbesserte ich mich sehr im Verstehen von Französisch durch den Unterricht, sodass ich jetzt fast alles verstehen kann.

Dann fing ich aber an nach 4 Wochen Heimweh zu bekommen, da nichts mehr neu war. Zum Glück hielt das nur für eine Woche an und als wir nach Paris fuhren, verschwand es komplett. In Paris verbrachten wir eine großartige Zeit, wir besuchten hauptsächlich Sehenswürdigkeiten zum Beispiel den Eiffelturm, Sacre-coeur, Notre Dame und den Louvre. Auf dem Eiffelturm hatten wir einen atemberaubenden Ausblick über die Skyline von Paris. Insgesamt war der Ausflug sehr schön, aber ich hätte es bevorzugt noch ein paar Tage länger in Paris zu bleiben, da die Zeit doch recht kurz war.

Nach der Schule und am Wochenende musste Chloé oft Hausaufgaben machen, oder für Tests lernen, sodass ich mich manchmal langweilte. Aber wir waren auch oft im Kino oder haben ihre kleine Schwester bei Fußballspielen angefeuert.Wir waren auch einmal in einem Trampolinhaus, wo wir unglaublich viel Spaß hatten.Manchmal nahmen Chloé und ich auch an Leichtathletikwettkämpfen teil. Das war für mich einerseits sehr aufregend, aber ich fand es auch beeindruckend wie mich die Trainer in die Wettkämpfe und auch ins Training integriert haben. Beispielsweise durfte ich an der Staffel teilnehmen und auch im Training wurde ich stets gefragt was ich lieber machen würde.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland musste ich viel Schulstoff nacharbeiten, was in jedem Fach unterschiedlich gut funktioniert hat und ziemlich anstrengend war. Jedoch hat es sich für den Austausch auf jeden Fall gelohnt. Die letzte Woche in Frankreich war hart und schwierig für mich. Ich versuchte mich darauf einzustellen, dass ich bald nach Hause fahren musste. Es war nicht so, dass ich nicht Nachhause fahren wollte, im Gegenteil ich freute mich sehr darauf meine Familie wieder zu sehen, ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen ohne Chloé zu leben, da ich sie in mein Herz geschlossen hatte. Wir hatten ganze 6 Monate zusammen verbracht, ein halbes Jahr, immer Seite an Seite, da wir zusammen Leichtathletik gemacht haben, im selben Raum geschlafen haben und auch in der Schule immer neben einander saßen.

Ich glaube, dass ich durch meinen Auslandsaufenthalt, neben meinen verbesserten Sprachkenntnissen, Durchhaltevermögen gelernt habe, da es nicht immer leicht für mich war, weit von meiner Familie getrennt zu sein. Aber man hat auch besonders gelernt was es heißt mehr oder weniger auf sich allein gestellt zu sein. Der Austausch gab mir die Möglichkeit eine andere Sicht auf alles zu haben was sich Zuhause abspielt. Die drei Monate gingen so schnell vorbei und ich werde Chloé auf jeden Fall wieder besuchen und sie hat auch fest vor in den Sommerferien wieder zu kommen.

Ich habe persönlich keine Kritik am Programm, das hat alles super geklappt. Als ich meine Anzeige geschrieben habe, ging das sehr einfach und ohne viel Probleme und auf der Webseite konnte man auch alles sehr leicht finden.

 


Dorine

Ich heiße Dorine und war eine Austauschschülerin am Gymnasium am Tannenberg. Ich habe das Brigitte Sauzay Programm gemacht, welches 3 Monate  dauert. Ich war in der Klasse 9/2, der Klasse meiner Austauschpartnerin. Ich bin wie alle anderen Schüler jeden Tag in die Schule gegangen. Also habe ich das Leben eines deutschen Schülers kennengelernt. 

Die Tage in Der Schule sind viel kürzer als die Schultage in Frankreich. Als ich angekommen bin, haben mich die Lehrer gut aufgenommen, und ich habe mich sofort mit den anderen Schülern in der Klasse gut verstanden. 

Die Schule bietet viele Aktivität an. Ich habe bei Handball mitgemacht und somit habe ich außerhalb der Klasse noch andere Leute kennengelernt. Mit der Klasse, den Eltern und mit dem Klassenlehrer haben wir ein Sommerfest am Strand organisiert. Wir haben auch einen Ausflug mit einer anderen Klasse nach Wismar gemacht. Dort haben wir das Phantechnikum besichtigt. Am Ende des Schuljahres haben alle 9. Klassen eine Projektwoche: Alle Schüler müssen eine Aktivität für die ganze Woche wählen. Zum Abschied habe ich einen Ausflug mit ein paar Klassenkameraden zum Hansa Park gemacht. Ich habe eine sehr schöne Zeit in Deutschland verbracht! Ich bedanke mich bei der Schule Gymnasium am Tannenberg und bei den Lehrern der Klasse 9/2. Ich bedanke mich auch bei allen Schülern, die mich lieb gewonnen haben und mit denen ich jetzt befreundet bin.

 


Florentine 

Ich habe mir eigentlich schon immer gewünscht, während der Schulzeit einen Schüleraustausch zu machen. Also informierte ich mich früh über Möglichkeiten, mit denen ich mir diesen Traum erfüllen könnte. Schließlich stieß ich auf das Deutsch-Französische-Jugendwerk (DFJW). Das ist eine Institution die zur Festigung der Deutsch-Französischen-Freundschaft gegründet wurde.

Auf der Internetseite der Organisation werden zwei verschiedene Programme vorgestellt. Zum einem das "Voltaire-Programm", bei dem man bis zu sechs Monate in Frankreich ist und zum anderen das "Brigitte-Sauzay-Programm", welches nur halb so lang ist. Beide Programme beruhen auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. Das heißt, dass z.B. der Gastschüler zuerst für drei Monate nach Deutschland kommt und man danach selbst auch für drei Monate in der französischen Gastfamilie lebt. Daher ist das Austauschprogramm sehr authentisch und an sich kostenlos. Die Fahrtkosten können entweder selbst bezahlt oder auf Antrag vom DFJW übernommen werden.

Jetzt muss man nur noch eine/n Austauschpartner/in finden. Auch das funktioniert gut, denn auf der Internetseite der Organisation gibt es einen "Kleinanzeigen-Bereich". Dort stellen sich französische sowie deutsche Schüler vor. Man kann selbst eine Annonce schreiben oder die Anzeigen der anderen durchlesen, um bei Zustimmung mit einer Antwort E-Mail in Kontakt zu kommen.

Genau so fand ich auch meine Austauschpartnerin Dorine. Ihre Kontaktanzeige war in einem guten Deutsch geschrieben. Sie erzählte viel von ihrer Familie und dem Dorf, das 30 km westlich von Paris liegt. Auf Anhieb fand ich sie sympathisch und beschloss ihr eine E-Mail zu schreiben. Einige Tage später bekam ich eine Antwort und so schrieben wir noch weitere Nachrichten, um uns besser kennenzulernen. Und schließlich telefonierten wir zusammen mit unseren Eltern um alles zu organisieren z.B. um zu besprechen wie und wann Dorine kommen kann. Dazu muss ich anmerken, dass Dorines Mutter perfekt Deutsch spricht und so die Unterhaltung in Deutsch geführt werden konnte, was ein großer Vorteil beim ersten Kennenlernen war. Die folgenden Tage füllte meine Austauschpartnerin das Anmeldeformular für die Schule aus und ich gab es in der Schule ab.

Ende April war es dann endlich so weit: Dorine kam mit ihrer Mutter zu uns nach Hause und wir konnten uns endlich richtig kennen lernen. Sie zog bei uns ein und hier wäre zu erwähnen, dass es gut wäre, wenn man dem Gast ein eigenes Zimmer anbieten könnte. Am nächsten Tag zeigten wir den beiden die Umgebung.

Die erste Schulwoche begann, in der Dorine die Schule, meine Freunde und den Ablauf eines Schultages kennenlernte. Relativ schnell fand sie Anschluss im Freundeskreis und auch zu Hause wurde sie schnell ein Mitglied unserer Familie. Wir unternahmen viel und zeigten ihr mit Ausflügen nach Hamburg, Lübeck, Schwerin, Rostock und Berlin ein Stück von Deutschland. Bei schönem Wetter fuhren wir an den Strand und trafen unsere Freunde oder machten Fahrradtouren mit der Familie. Leider verging die Zeit zu schnell und nach 12 Wochen, in denen wir sehr gute Freunde wurden, mussten wir schon "Au revoir" sagen.

Nach den Sommerferien und den ersten Wochen in der Schule begann dann für mich die Zeit, auf die ich so lange gewartet habe. Mitte September ging mein Flug von Hamburg nach Paris. Am Flughafen musste ich auch gleich mein Französisch unter Beweis stellen, um herauszufinden wo die Gepäckausgabe ist. Aber die richtige Frage zu formulieren, war plötzlich nicht mehr so leicht, wie es im Unterricht erschien. Also stand ich stotternd vor dem Servicemitarbeiter und fragte doch lieber auf Englisch nach. Schließlich traf ich dann auf Dorine und ihren Vater, die mich vom Flughafen abholten. Die Aufregung war groß und ich bekam nur ein "Bonjour" und ein "Merci" heraus. Fragen, die mir gestellt wurden, konnte ich weder beantworten noch verstand ich sie gleich. Diese Situation fand ich sehr peinlich und ich wünschte mir, dass mein Französisch in diesem Moment ein bisschen besser wäre. Erst als wir zu Hause ankamen, legte sich meine Nervosität.

Wir kochten zusammen und meine Gastgeber zeigten mir das Haus und mein Zimmer mit Blick auf die Seine. Die nächsten Tage und das folgende Wochenende blieb ich zur Eingewöhnung noch zu Hause. Trotzdem lernte ich schon ein paar Freunde von Dorine kennen. Eine Freundin nahm auch gerade am Brigitte-Sauzay-Programm teil und hatte eine Austauschpartnerin aus Köln zu Gast. Gleich am ersten Wochenende besuchten wir zusammen die "TechnoParade" in Paris und mir wurde die Stadt gezeigt. Das fand ich total cool und hat viel Spaß gemacht. Der erste Schultag war natürlich genau so aufregend.

Die Schule "Notre Dame Les Oiseaux", eine katholische Privatschule, befindet sich in der Kleinstadt Verneuil-sur-Seine. Das Gelände der Schule gehörte früher zu einem Schloss, dass heute als Internat und als Verwaltungsgebäude genutzt wird. Auf dem Schulgelände gibt es neben dem Gymnasium auch noch eine Vor- und Grundschule, die Mittelstufe (Collège) und eine Art Hochschule für Schüler aus der ganzen Welt. Außerdem gibt es noch eine Kapelle, eine Sporthalle, eine Kantine und einen sehr großen Park. Insgesamt gehen etwa 3000 Schüler und Schülerinnen hier in unterschiedlichen Gebäuden zur Schule. Eine Besonderheit sind auch die Einlasskontrollen zum Schulgelände. Dafür besitzt jeder Schüler ein Heft, in dem sämtliche persönliche Daten angegeben sind. Erst wenn man dieses Heft einem Kontrolleur an einem der Eingänge vorzeigt, kommt man morgens herein oder mittags, wenn man in der Stadt essen möchte, heraus. Ohne Heft und ohne Einwilligung der Eltern war ein Verlassen des Schulgeländes nicht möglich. Das fand ich nicht ganz so toll, denn so man konnte nie spontan entscheiden, ob man in der Schulkantine oder in der Stadt essen wollte. Morgens musste man darauf achten durch das richtige Schultor zu gehen, denn für jedes Gebäude gab es einen eigenen Eingang. Am ersten Schultag musste ich mich ganz alleine zurechtfinden, denn Dorine ging in die Première (11. Klasse) und ich in die Seconde (10. Klasse), welche in verschiedenen Gebäuden untergebracht sind. Zum Glück schaffte ich es aber hinein und entdeckte zufällig das Mädchen aus Köln, mit der ich in die selbe Klasse ging. Sie zeigte mir den Klassenraum und stellte mich einigen Mitschülern aus der Klasse vor. Anders als erwartet, war es schwierig mit den Mitschülern ins Gespräch zu kommen. Teils weil ich fast nichts verstand, teils weil sie auch eher desinteressiert schienen, denn sie fragten nicht so viel über Deutschland oder mich. Ich versuchte jedoch immer wieder ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden. So ist das Verhältnis zwischen mir und meiner  Klasse leider bis zum Ende meines Aufenthaltes geblieben, was ich sehr frustrierend fand. Natürlich gab es aber auch Mitschüler, die sehr nett und hilfsbereit waren. Als Gastschüler empfand ich es trotzdem am "schwierigsten" Anschluss zu finden.

Dorines Freunde waren da schon aufgeschlossener.  An Wochenenden waren Dorine und ich oft zu Partys eingeladen oder wir gingen mit ein paar Mädchen in Paris shoppen.

Die Ausflüge am Wochenende mit meiner Gastfamilie oder den Freunden waren für mich ein  wichtiger Ausgleich zu den anstrengenden und vor allem langen Schultagen. Ein Tag in der Schule fing immer 8:35 Uhr an und endete nicht vor 16:30 Uhr, mittwochs sogar erst 17:25 Uhr. Dann kam noch eine Stunde Warte- und Fahrtzeit auf den Zug oder den Bus nach Hause. Nach zwei Schulstunden (eine Schulstunde ist 55 min lang) hat man 20 min Pause und von 12:30 Uhr bis 13:45 Uhr ist die große Mittagspause, in der man essen geht. Das zeigt, dass für Franzosen Essen wichtig ist und sie sich dafür auch Zeit nehmen. Ich kann auch ein anderes Klischee bestätigen, nämlich dass die meisten Franzosen nicht so gut in Fremdsprachen sind oder diese nicht gerne sprechen. Das Niveau im Englischunterricht, fand ich ziemlich niedrig.

Insgesamt haben Lehrer an die Schüler sehr hohe Erwartungen und sie geben immer Hausaufgaben auf. Ich finde, dass das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern in Deutschland "freundschaftlicher" und vertrauensvoller ist. In Frankreich ist das Verhältnis sehr vom Respekt von Seiten der Schüler geprägt und es passierte öfter, dass der Lehrer im Unterricht laut wurde und mit Elterngesprächen und Nachsitzen drohte. Diese Unterschiede zwischen einer privaten französischen bzw. einer staatlichen deutschen Schule zu sehen, war sehr interessant und ich bin auf jeden Fall froh, dass wir in Deutschland nicht so lange Unterricht haben wie in Frankreich.

Mit meiner ganzen Gastfamilie habe ich mich von Anfang an, wie zu hause als ein richtiges Mitglied der Familie gefühlt. Außerdem denke ich, dass sie mir einen guten Einblick in die französische Kultur gegeben haben. Z.B. gab es bei uns jeden Abend eine Käseplatte mit Baguette und allgemein habe ich viel von Frankreich kennengelernt. Neben Paris und der Umgebung, fuhren wir in den Herbstferien in die Bretagne und ins Loiretal. Am Anfang fand ich es noch sehr schwierig Französisch zu sprechen oder zu verstehen. Von Vorteil war am Anfang daher, dass die Muttersprache von meiner Gastmutter Deutsch war und sie mir Dinge auch auf Deutsch erklären oder übersetzen konnte. Nach ein paar Wochen konnte ich schon viel freier und schneller reden. Außerdem lernte ich so viele neue Wörter und Ausdrücke. Man kann sagen, dass man wirklich selbst bemerkt, was für Fortschritte man macht.

Zusammenfassend kann ich also nur empfehlen, sich für einen Schüleraustausch nach Frankreich zu entscheiden. Man verbessert nicht nur sein Französisch, was vielleicht vorteilhaft für seine (berufliche) Zukunft ist, sondern man lernt auch das Land Frankreich und dessen Kultur besser kennen. Eine Zeit im Ausland zu leben, bereichert die Persönlichkeit, denn man wird offener und auf jeden Fall selbstbewusster. Dazu kommt, dass man gute Freunde findet. Vor allem mit meiner Austauschpartnerin verstehe ich mich sehr gut, denn nach einem halben Jahr, dass man zusammen verbracht hat, hat man viel erlebt und das schweißt zusammen – und das ist der Sinn des Brigitte-Sauzay-Programms – es bringt die Menschen in Frankreich und Deutschland zusammen und schafft somit eine Verbundenheit und Freundschaft für unsere gemeinsame Zukunft.


Tristan


Dieses Jahr habe ich die Sektion Abibac integriert, deshalb hatte ich das Glück, ein Austausch in Deutschland zu machen. Ich hatte die Wahl zwischen zwei verschiedenen Programme, entweder das Sauzay-Programm, das zwei Monate dauert oder das Voltaire-Programm, das sechs Monate dauert. Ich habe das Sauzay-Programm gewählt, weil ich sechs Monate zu lang fand. Ich habe mich also an dem Sauzay-Programm in Mecklenburg-Vorpommern angemeldet.

Einige Monate später bin ich nach Deutschland geflogen. Als ich in Berlin angekommen bin, habe ich eine Pappkarte mit meinem Namen darauf geschrieben gesehen. Ich bin zu meinem Austauschschüler gegangen und er hat mir eine komische Frage gestellt: „Do you Tristan?“. Danach sind wir in sein Haus gefahren. Am nächsten Tag habe ich die Leute der Familie getroffen. Sie sahen alle sehr nett aus. Ich hatte schon ein gutes Gefühl.

Danach bin ich mit Matthes zur Schule gefahren. Ich habe also die Unterschiede zwischen die deutsche und die französische Schule gemerkt. Zuerst haben die Schüler in Deutschland nicht Schule den ganzen Tag bis spätestens fünfzehn Uhr. Dann sind die deutschen Leer weniger streng und haben die Schüler weniger Disziplin.

In Deutschland können die Schüler mehr Aktivitäten machen. Ich habe mit Mathis Tennis, Tischtennis, Videospiele und eine kleines bisschen Fußball gespielt. Ich habe auch einige Spiele kennengelernt, zum Beispiel Kniffel und Therapie. Ich bin auch hier zum ersten Mal Segel gefahren und in Hamburg, Lübeck und Schwerin gewesen. Ich habe auch das Glück gehabt, noch einmal Berlin zu besichtigen. Ich habe das jüdische Museum besichtigt. Das war super interessant!

Meine drei Monate Zeit ist leider fast fertig. Jedoch finde ich, dass ich jetzt besser Deutsch kann. Ich traue mich mehr jetzt Deutsch zu sprechen. Außerdem habe ich viele Vokabeln gelernt. Diese Reise war für mich eine Entdeckung eines neuen Land und einer neuen Kultur.

Ich danke meiner Gastfamilie für ihren wunderschönen Empfang, ihre Freundlichkeit und alle die tollen Aktivitäten, die ich mit ihnen gemacht habe.